Tussahseide

Tussahseide wird aus den Kokons der wild lebenden japanischen und chinesischen Tussahspinner gewonnen. Die Raupen dieser Schmetterlingsart ernähren sich von Eichenlaub, weswegen sie auch als Eichenspinner bezeichnet werden. Tussahseide ergibt einen Faden mit einer Feinheit von 3 bis 6 dtex und wird meist ungebleicht und ungefärbt zu Rohseidenstoffen verarbeitet.

Gewinnung und Herstellungsprozess

Tussahseide ist eine Wildseide; mit der Gewinnung der Seidenfäden wird gewartet, bis die Eichenseidenspinner aus den Kokons geschlüpft sind.

Der japanische Eichenseidenspinner

Ursprünglich stammt die Seidenspinnerart, welche den Kokon zur Seidengewinnung liefert, aus Japan. Im Zuge der kommerziellen Raupenzucht zur Seidenherstellung gelangte der Eichenseidenspinner auch nach Europa. Er hat eine Flügelspannweite von 14 Zentimetern und gehört damit zu den größten Schmetterlingen, die auf dem europäischen Kontinent anzutreffen sind. Die grünen, etwa 80 bis 90 Millimeter langen Raupen des Eichenseidenspinners ernähren sich hauptsächlich von Eichenblättern, aber auch von den Bättern vieler anderer Bäume. Auf den Bäumen verspinnen sie sich auch in ihren Kokon, der meist eine leicht bräunliche Farbe aufweist. Die genaue Tönung hängt von der Nahrung ab, welche die Raupe zu sich nahm.

Herstellungsverfahren

Beim Schlüpfen beschädigen die Falter den Kokon. Daher kann der Seidenfaden nicht mehr in einem Zug abgewickelt werden, wie dies bei der Haspelseide der Fall ist. Stattdessen wird Tussahseide im Kammgarnverfahren gewonnen, die Kokons werden ausgekämmt, die Seidenfasern anschließend zu langen Garnen versponnen. Beim Verspinnen ergeben sich leichte Unregelmäßigkeiten an den Garnen, die zu einer etwas gröberen, knotigen Struktur bei Geweben aus Tussahseide führen.

Eigenschaften und Verwendung der Tussahseide

Im Gegensatz zur rein weißen Maulbeerseide ist der Seidenfaden des Eichenseidenspinners durch Gerbsäure angefärbt.Der Faden ist zudem ein wenig stärker als Maulbeerseide – ein abgewickelter Kokon ergibt in der Regel einen Seidenfaden zwischen 1200 bis 1400 Metern Länge. Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Unterschied der Tussahseide zur Maulbeerseide: Tussahseide gehört zu den Wildseiden; im Gegensatz zu den Seiden aus Zuchtproduktion werden die Kokons erst gesammelt und abgewickelt, wenn der Schmetterling den Kokon verlassen hat. Für Maulbeerseide werden die Raupen in den Kokon dagegen in heißem Wasser oder mit Wasserdampf abgetötet, um die Kokons unbeschädigt nutzen zu können.

Aufgrund ihrer natürlichen Färbung und ihrer starken Verbastung ist Tussahseide schwieriger zu bleichen als Maulbeerseide. Sie ergibt daher keine rein weiße Seide, weißt aber oft eine natürliche attraktive Färbung auf. Farbstoffe nimmt diese Wildseide ebenso gut an wie Haspelseide. Die Qualität der Seide ist stark abhängig davon, in welchem Klima die Raupen aufwachsen und welche Nahrung sie zu sich nehmen. Tussahseide wird nicht nur zur Textilherstellung, sondern auch in der Seifenindustrie verwendet.