Fagaraseide

Als Fagaraseide bezeichnet man Naturseide, die aus dem Kokon einer bestimmten Schmetterlingsart gewonnen wird: Die feinen Fäden werden vom Atlasspinner geliefert, der in ganz Ostasien beheimatet ist und zur Familie der Pfauenspinner gehört. Die Fagaraseide gehört, genau wie die verwandte Tussahseide, zu den Wildseiden; die Kokons werden also erst abgehaspelt, nachdem der Falter bereits geschlüpft ist.

Der Atlasspinner

FagareseideMit einer Flügelspannweite von 25 bis 30 Zentimeter gehört der ostasiatische Atlasspinner zu den größten Schmetterlingsarten der Welt. Die Raupen des Nachtfalters wachsen bis auf eine Länge von etwa 11,5 Zentimeter heran. Sie tragen eine charakteristische blaugrüne Färbung und pudrige Fortsätze auf dem Rücken, die ihnen ihr typisches Aussehen verleihen. Die Lebenserwartung des Falters ist kurz: Die ausgewachsenen Tiere können keine Nahrung zu sich nehmen und leben daher nur etwa zwei Wochen.

Herstellung der Fagaraseide

Die Raupen des bräunlichen Schmetterlings spinnen sich zur Metarmorphose in einen etwa 3 mal 8 Zentimeter großen Kokon ein. Im Gegensatz zu den Kokons anderer Seidenspinnerarten besteht der Kokon des Atlasspinners nicht aus einem langen Faden, sondern aus vielen kurzen Fäden. Mit dem Abhaspeln der Seide wartet man, bis der Falter aus dem Kokon geschlüpft ist.

Aufgrund der sehr kurzen Fasern des Kokons kann die Seide nicht in einem Zug abgehaspelt werden, wie das etwa bei den Kokons des Maulbeerspinners der Fall ist. Die einzelnen Fäden müssen vor der weiteren Verarbeitung erst zu einem einheitlichen Garn versponnen werden. Fagaraseide erhält dadurch eine eher raue Oberflächenstruktur, wirkt gröber als Maulbeerseide und besitzt weniger Glanz.

Wirtschaftliche Bedeutung der Fagaraseide

Fagaraseide ist bräunlich gefärbt und etwa dicker als die Naturseide anderer Seidenspinnerarten. Die wirtschaftliche Bedeutung der Fagaraseide ist allerdings eher gering, da sie nur mit sehr geringer Ausbeute gewonnen wird. Verarbeitet wird Fagaraseide vor allem in der Schappespinnerei, einem Verfahren, durch welches der Mittelteil des Seidenspinner-Kokons nutzbar gemacht wird.

Pflegehinweise

Trotz ihrer gröberen Struktur ist Fagaraseide genauso empfindlich wie Maulbeerseide und benötigt eine ebenso sensible Pflege. Die Fasern werden in der chemischen Reinigung schonend von Schmutz befreit. Eine Reinigung von Hand mit speziellen Seidenwaschmitteln ist ebenfalls möglich.