Rohseide

Mit dem Begriff Rohseide werden zwei unterschiedliche Dinge bezeichnet: Zum einen versteht man unter Rohseide die abgehaspelte, also vom Kokon abgewickelte Seide vor dem Entbasten, die auch Grège genannt wird; zum anderen wird als Rohseide auch das aus Gèége gefertigte Gewebe bezeichnet.

Gewinnung von Rohseide

Vor der Verarbeitung müssen die Kokons der Seidenspinnerraupen gereinigt werden. Für Maulbeerseide werden die Raupen in den Kokons zuvor mit heißem Wasser abgetötet, bei Wildseide wartet man das Schlüpfen der Larven ab. Anschließend werden die Kokons in ein heißes Laugenbad gegeben, um sie zu reinigen. Im Wasser rotieren Bürsten, welche die Seidenfäden aufnehmen und in einem Zug abwickeln – das so genannte Abhaspeln.

Weiterverarbeitung von Rohseide

Im Gegensatz zur Haspelseide wird Rohseide nicht vom Seidenleim gereinigt. Mit Seidenleim halten die Raupen ihre Kokons zusammen. Der Seidenleim, auch Seidenbast genannt, verleiht der Rohseide zudem eine gelbliche Färbung. Beim Entbasten in Seifenlauge werden diese Rückstände entfernt, die Seidenfäden sind danach dünner, aber auch weicher und bei Maulbeerseide erscheinen sie reinweiß. Selten wird auch Rohseide selbst verwendet, um Gewebe daraus zu fertigen.

Eigenschaften

Rohseide fühlt sich im Gegensatz zu verarbeiteter Seide eher rau an und eine stumpfe Optik. Das liegt am Seidenleim, der noch nicht von den Seidenfäden entfernt wurde. Aus Rohseide gefertigte Gewebe haben einen festeren Griff als entbastete Seide und weisen den typischen Geruch nach Seidenleim auf. Zudem ist die noch nicht vom Seidenleim befreite Rohseide schwerer als klassische Maulbeerseide. Für die Textilindustrie ist sie von geringerer Bedeutung und wird nur selten zur Fertigung von Kleidung verwendet.