Acetatseide
Acetatseide besteht aus synthetisch hergestellten Fasern und gehört damit zu den Kunstseiden. Ausgangsstoff ist Cellulose, also Holzfasern, die mit Essigsäure zu einem Ester reagieren. Bei dieser chemischen Reaktion entsteht Celluloseacetat, aus dem schließlich Stofffasern hergestellt werden können.
Geschichte der Acetatseide
Das natürliche Seidenmaterial wurde bereits 1664 mikroskopisch untersucht, um seiner besonderen Struktur auf die Spur zu kommen. 1839 entwickelte A. Payen in Frankreich ein Verfahren, um aus Holz Cellulose zu gewinnen, die Grundlage für die Herstellung künstlicher Fasern. In Äther und Alkohol gelöst, lassen sich die Cellulosefasern zu Garnen weiterverarbeiten. Seit 1857 werden Cellulosefasern in Kupferoxid-Ammoniak gelöst. Alle diese Verfahren sind allerdings noch vergleichsweise aufwendig, was die so entstehende Kunstseide relativ teuer macht. Acetatseide entsteht dagegen bei der Reaktion von Essigsäure mit Cellulose. Das Verfahren ist vergleichsweise unaufwendig, sodass Acetatseide zu günstigeren Preisen in großer Menge hergestellt werden kann.
Acetatseide wurde ursprünglich als Ersatz für Rosshaar, für die Herstellung von Folien und Filmen und in der Hutindustrie verwendet. Die besonderen Eigenschaften beim Färben führten zum Interesse der Modeindustrie.
Herstellung von Acetatseide
Cellulosefasern reagieren zusammen mit Essigsäure zu Celluloseacetat. Dieser chemische Stoff ist sehr leicht in Aceton löslich. Wird Celluloseacetat durch eine feine Düse gepresst, verdunstet das Acetat. Das Ergebnis ist ein sehr feiner Faden aus Acetatseide. Diese besitzt keine Hydroxylgruppen mehr, was dazu führt, dass sie sehr viel Wasser aufnehmen kann und schnell trocknet.
Acetatseide besteht also nicht wie andere Kunstseiden aus Zellulosefasern, sondern aus einem Celluloseester. Das bedingt ihre besonderen Eigenschaften.
Eigenschaften von Acetatseide
Fasern aus Celluloseester nehmen die herkömmlichen, altbekannten Farbstoffe nur sehr schlecht an. Acetat wird daher besonders gern mit Effektgarn verarbeitet; beim Färben nehmen die Effektfasern die Farbe an, die Acetatfäden dagegen bleiben weiß oder werden nur leicht gefärbt, wodurch sich Gewebe mit attraktiver Optik ergeben. Mit größerer Beliebtheit der Acetatseide wurden spezielle Acetatfarbstoffe entwickelt, mit denen das Gewebe heute auch vollständig durchgefärbt werden kann.
Acetatseide ist der natürlichen Seide sehr ähnlich: Die Stoffe haben einen mattschimmernden Glanz und greifen sich sehr weich und leicht an. Acetatseide ist zudem sehr elastisch und damit sehr reißfest und bleibt leicht in Form. Allerdings ist das Material wenig hitzebeständig und schmilzt bei 210 Grad Celsius. Daher dürfen Kleidungsstücke aus Acetatseide nur auf kleinster Stufe gebügelt werden. Auch den Trockner überstehen Kleider aus Acetatseide nur schlecht. In der Maschine lassen sich dagegen die meisten Acetatseidenstoffe bei 30 Grad waschen.